10. Februar 2011

Senioren @ Internet

Das Risiko, wegen fehlenden Internet-Kenntnissen aus unserer Informationsgesellschaft ausgegrenzt zu werden, ist bei der Altergruppe 50+ am grössten. Die Koordinationsstelle Informationsgesellschaft des BAKOM beauftragte daher den Schweizerischen Seniorenrat (SSR) mit einer Umfrage über die Internetnutzung von MUBA'07-BesucherInnen über 50 Jahre. Sie liefert interessante Ergebnisse: 
  • Frage der Ausgrenzung 
  • Seniorenlogik: was nützt es mir? 
  • Ergebnisse der Umfrage 
  • Erstaunlich: Senioren@Internet ist kein Tabu! 
Die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) werden nicht gleichmässig von allen Bevölkerungsgruppen genutzt. Am stärksten weicht die Altersgruppe 50+ vom Durchschnitt ab. Die Statistik des Schweizerischen Medienforschungsunternehmen WEMF zeigt, dass Senioren zwar am stärksten aufholen. Das Schliessen der Lücke scheint aber noch in weiter Ferne. Bis die Internet-kundigen im Alter von 14 bis 49 Jahren am Ende ihrer durchschnittlichen Lebenserwartung sind, dauert es rund 30 Jahre. Somit besteht ein Risiko eines Ausschlusses für diese Altergruppe.

- 81% der 14 bis 29 Jährigen nutzen das Internet regelmässig
- nur 37% der "Generation 50+" nutzen es regelmässig.

Frage der Ausgrenzung"Informationen gewünscht? Auskünfte liefert Website x oder E-Mail-Adressen y!" Dieser Hinweis gehörtmittlerweilen zum Alltag. Menschen ohne Internetkenntnisse empfinden solche Angaben als Sackgassen. Konsequenz: wer nicht informiert ist, kann weder sein Anrecht auf Mitsprache noch auf Mitbestimmung und Mitentscheidung ausüben. Der Schweizerischer Seniorenrat SSR ist besorgt. Er schätzt, dass auf diese Weise annähernd eine Million Schweizerinnen und Schweizer aus unserer Informationsgesellschaft ausgegrenzt werden.

Die Koordinationsstelle Informationsgesellschaft des BAKOM verfolgt die Entwicklungen in der Schweiz zur modernen Informationsgesellschaft (Stichworte: elektronischer Behördenverkehr, Abstimmungen über Internet "eVoting"). Sie erteilte daher dem SSR den Auftrag, den Senioren und Seniorinnen "den Puls zu fühlen" bezüglich ihrer Internetnutzung. Gelegenheit dazu bot die Publikumsmesse MUBA'07, an der auch
der SSR einen Stand unterhielt. Verschiedene Senioren-Vertretungen organisierten dort eine grosse

Sonderpräsentation unter dem Motto: "Älter werden macht Spass".

Seniorenlogik: was nützt es mir?
Die SSR-Umfrage widmete sich der Frage: was motiviert Menschen, das Internet zu nutzen? Diese Fragestellt sich erst dort, wo Freiwilligkeit besteht. Völlig anders ist die Ausgangslage für Schüler, Lehrlinge, Studierende oder Erwerbstätige. Internetkenntnisse werden hier vorausgesetzt. Sie sind integrierender Bestandteil des Leistungsausweises. Wer nicht mehr dem Leistungsdiktat gehorchen muss, fragt sich: "Weshalb interessiert es mich? Was habe ich davon?" Hier muss das Internet seinen Mehrwert zuerst beweisen.

Im Rahmen der Umfrage wurden während zehn Tagen 264 Fragebogen erfasst und ausgewertet. Neben vorgegebenen Antworten, unter denen ausgewählt werden konnte, waren auch freie Meinungsäusserungen erwünscht (insgesamt 491 Antworten wurden erfasst). Es wurden nur BesucherInnen im Alter über 50 Jahre interviewt. Zusätzlich konnten sich Interessierte von der am SSR-Stand anwesenden Computerschule

"SurfingSenior" kostenlos die Handhabung des Internets erklären lassen.

Erstaunlich: Senioren@Internet ist kein Tabu!
Der SSR machte die erstaunliche Feststellung: Ein Grossteil der Befragten fanden, Senioren seien demInternet ohne weiteres gewachsen. Die Hauptakzente lagen allerdings beim "langsamen und stressfreien" Kennenlernen.

Würden Sie sich Internetkenntnisse bei langsamer, stressfreier Einführung zutrauen?Eingangs stellten wir fest, dass 178 Personen bereits mit dem Internet vertraut sind. Viele der Befragten stützten sich auf ihre eigenen Erfahrungen. Unbeantwortet bleibt, ob sie selber in den Genuss einer langsamen und stressfreien Einführung gelangt sind oder nicht. Wichtiger scheint, dass sie unter diesem Vorbehalt überzeugt sind, dass der Zugang zum Internet auch für ältere Menschen keine Unmöglichkeit sei.

Schlussfolgerung der SSR-Umfrage: Ältere Menschen sind in der Lage zu beurteilen, unter welchen Voraussetzungen der Internet-Zugang für sie zumutbar und erwünscht ist. Sie sind bereit, an Internetkursen teilzunehmen, die ihren Bedürfnissen entsprechen und ihre Ängste ernst nehmen. Auch sie würden gerne eine aktive Rolle in unserer heutigen Informationsgesellschaft übernehmen.

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